Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Das Thema Tiere ist ja hochaktuell in den Medien und auch in der Politik.
Werden derzeit tierethische Fragestellungen vielfach diskutiert.
Es geht um die Rechte von Tieren.
Also nur als Beispiel, in den USA wird derzeit diskutiert, ob man Menschenarvengrundrechte zu erkennen soll.
Dann natürlich die Frage, wie soll man Tiere behandeln, soll man sie essen oder soll man das unterlassen, wenn man es vermeiden kann.
Also all das sehr aktuelle Fragestellungen, die uns heutzutage auch viel beschäftigen.
Aber die Frage nach der Mensch-Tier-Beziehung ist nicht nur heute relevant, sondern wird seit jeher gestellt.
Und das möchte ich Ihnen heute zeigen am Beispiel von Coloque los Perros, dem Hundertialog von Cervantes.
Kurz zum Aufbau des Vortrags. Ich möchte zuerst über das Werk präsentieren, dann die gängigen Interpretationen dazu vorstellen
und am Ende meine Lesart dieses Werks präsentieren eben zu den Mensch-Tier-Beziehungen, die dort inszeniert werden.
Der Coloque los Perros ist Teil der Kurzgeschichtensammlung Novellas Ejemplares, also die beispielhaften Erzählungen,
die 1613, also zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Don Quixote veröffentlicht wird.
Es handelt sich dabei, wie Sie auch auf der Radierung erkennen können, um einen Dialog, den zwei Wachhunde in einem Krankenhaus miteinander führen.
Sibion und Berganza, so heißen die Hunde, entdecken eines Nachts unverhofft, dass sie sprechen können und wundern sich erst mal drüber
und mutmaßen, woher diese Fähigkeit kommt. Da sie die Frage aber nicht lösen können, beschließen sie, dass sie die Zeit, die sie haben,
nutzen möchten und sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten erzählen wollen.
Berganza beginnt und berichtet von den unterschiedlichen Besitzern, die er im Laufe seines Lebens bereits hatte.
Ich gebe die Geschichte jetzt ein bisschen wieder, weil das auch für das Nachfolgende wichtig ist.
Geboren wird er in einem Schlachthaus, dort hilft er dem Schlachter bei der Tötung, aber er hat auch noch eine andere Aufgabe,
nämlich für einen dieser Schlachter, der hat interessiert, ein Körbchen zu tragen, und dieser Schlachter stiehlt Fleisch aus dem Schlachthaus
und lässt es von Berganza, also in dem Körbchen, zu sich nach Hause transportieren.
Eines Tages passiert ihm dabei aber ein Missgeschick, denn eine schöne Frau nährt sich ihm auf der Straße und nimmt ihm das Körbchen weg,
bzw. er nimmt das Fleisch heraus und tut dafür einen Schuh rein.
Der Besitzer, als er das herausfindet, dass also dieser Fleischkuh nicht geklappt hat, rastet aus und bringt Berganza fast um,
und er beschließt zu fliehen. Er kommt dann zu Schäfern, wo er eine Herde bewachen muss, und auch da geht das Ganze nicht erst rein zu,
denn die Schäfer schicken ihn immer weg, sozusagen, also sagen zu ihm, da hinten ist der Wolf, fangen ihn Berganza,
und er läuft weg, und in der Zwischenzeit schlachten sie ihn scharf und essen selbst auf.
Der Besitzer der Herde ist davon natürlich nicht so erfreut, und er bestraft Berganza dafür, weil er sich nicht richtig darum gekümmert hat,
diesen Wolf zu fangen. In Wirklichkeit sind natürlich die Menschen die Wölfe.
Und Berganza ist sozusagen abermals zur Flucht gezwungen, er wird dann Wachhund bei einem Kaufmann,
dort wird er eigentlich ziemlich gut behandelt, hat ein ganz angenehmes Leben, kann frei herumlaufen,
und das geht so weit, dass er sogar die Kinder in die Schule begleiten darf.
Allerdings gibt es auch da einen Wendepunkt, denn eine Bedienstete dieses Kaufmanns hat eine Affäre mit einem anderen Bediensteten,
und Berganza, weil er praktisch so ein guter Kerl oder Hund ist, möchte diese Affäre aufdecken,
und möchte praktisch dem Kaufmann bedeuten, hier geht was nicht mit rechten Dingen zu, die Geliebte ist davon natürlich nicht begeistert,
und versucht ihn irgendwie mundtot zu machen, vergiftet ihn fast, misshandelt ihn, und gibt ihm nichts mehr zu fressen, daraufhin flieht er wieder.
Er kommt zu einem Gerichtstiener, und der hat so eine Masche, dass er an Geld kommen möchte, also er arbeitet zusammen mit zwei Frauen,
die verkleiden sich als Prostituierte, verführen Männer, und im entscheidenden Moment sozusagen kommt dann der Gerichtstiener herein und sagt,
okay, ich bringe sie jetzt ins Gefängnis, sie begehen hier eine Straftat, außer sie geben mir Geld.
Und das ist sozusagen dem seine Masche, und da ist Berganza auch immer dabei,
und eines Tages macht er eben das Geschäft kaputt, indem er den Schuh auffrisst, indem dieser, der, wie gesagt, der Herr Geld versteckt hatte,
und kann sozusagen nichts bezahlen, und das alles fliegt auf sozusagen.
Er kommt dann zu einem Drummelspieler, der ihm Kunststücke beibringt, die er auf Jahrmärkten vorführen soll, und wird dann aber gestohlen von Zigeunern.
Dort leidet er viel Hunger, er wird schlecht behandelt, und flieht deshalb dann aufs Land.
Dort kommt er zu einem Dichter, der ist verfreundlich zu ihm, aber wie Sie sich vorstellen können, hat er dort auch nicht so viel zu fressen.
Er bleibt aber eine Weile bei ihm, der schreibt gerade ein Theaterstück, und er darf dann mit in die Stadt kommen,
und tritt zwischen den Akten der Theaterstücke als Pausenglauen auf und führt Kunststücke vor.
Am Schluss kommt er dann eben als Wachhund ins Krankenhaus, wo die beiden Hunde einander begegnen.
An dieser Handlung lässt sich eine episodische Struktur ablesen, das heißt, es gibt diese einzelnen Geschichten,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:57:11 Min
Aufnahmedatum
2016-01-28
Hochgeladen am
2016-02-08 16:25:29
Sprache
de-DE
Was würden Tiere sagen, wenn sie sprechen könnten? Cervantes hat sich mit dieser Frage vor mehr als 400 Jahren auseinandergesetzt, als er seinen berühmten Hundedialog verfasst hat. Der Vortrag geht der Frage auf den Grund, inwieweit "Coloquio de los perros" die tierische Realität des 16. Jahrhunderts widerspiegelt und wie es sich selbst zur philosophischen Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Tier positioniert.